Rahel Rosa Wolff geb. de Loewe

Veröffentlicht: 17. April 1012 von kde in Biografien

Rahel Rosa WOLFF, geb. de LOEWE
geboren am 1. Oktober 1868 in Norden

Straße: Julianenburger Straße 3
Todesdatum: 18. März 1943
Todesort: Theresienstadt
Rahel Rosa Wolff wurde am 1. Oktober 1868 in Norden geboren. Sie war das fünfte von neun Kindern ihrer Eltern Susanne de Loewe, geb. Hoffmann (geboren 29.05.1835, gestorben 8.12.1919) und Salomon de Loewe (geboren 11.05.1822 in Norden, gestorben am 1.01.1889). Im Geburtsregister der Synagoge Norden ist sie als Rahel de Loewe verzeichnet. Ihr Vater hatte in Norden ein Mode-, Textil- und Bettwarengeschäft (Norden, Neuer Weg 66) gegründet, das seine Söhne (Brüder von Rahel Rosa) Louis (1859 – 1931) und Jacob (1873 – 1933) weiterführten. Jacobs Witwe Selma de Löwe führte das Geschäft noch bis 1938. Sie emigrierte nach Holland, wurde von dort 1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und am 21. Mai 1943 ermordet. Rahel Rosa de Loewe heiratet 1894 Wolff Wolff (geboren am 3. Juni 1860 in Aurich, verstorben am 3. Mai 1914) und bewohnt das Haus Julianenburger Straße 3, das ihnen auch gehörte. Das Ehepaar hatte ein Kind: Leo Wolff, geboren am 17. Juni 1896, ermordet am 2. Januar 1944 in Auschwitz. Rahel Rosa Wolff wohnt auch nach dem Tod ihres Mannes mit der Familie ihres Sohnes in der Julianenburger Straße 3. Auch als ihr Sohn mit seiner Frau und drei Kindern 1938 nach Holland emigriert, bleibt Rahel Rosa Wolff in Aurich. In dem Haus Julianenburger Straße 3 wohnen 1939 noch weitere jüdische Familien (Abraham Meloch Wolffs und seine Frau Theodora, geb. Goldbach; Paul Rosenthal und seine Frau Elisabeth, geb. Kirchner sowie David Hess und seine Frau Caroline, geb. Meyer, mit ihrer Tochter Hertha Johanna), von denen keiner den Völkermord überlebt.

Am 30. Januar 1939 schickt Rahel Rosa Wolff ein Gesuch an den Auricher Bürgermeister mit der Bitte, sie in ihrem Haus in der Julianenburger Straße 3 wohnen zu lassen. Sie begründet dieses Gesuch mit ihrem hohen Alter sowie gesundheitlichen Problemen. Eine Antwort auf dieses Gesuch ist nicht bekannt.

Noch im Februar 1940 befindet sie sich unter den wenigen letzten jüdischen Bürgern, die zu diesem Zeitpunkt noch in Aurich lebten. Sie erhält „aus sicherheitspolizeilichen Gründen die Auflage“ ihren Wohnsitz „aus der Stadt Aurich zu verlegen und sich nach einem Ort außerhalb Aurichs zu begeben.“ Frau Wolff zieht nach Berlin-Charlottenburg in die Momsenstraße 52. So wie Frau Wolff werden 20 weitere Bewohner der Momsenstr. 52 in verschiedenen Lagern ermordet.

Am 28. August 1942 wird Frau Wolff von Berlin aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert (im Jahr 1942 wurden 33.505 Deportierte nach Theresienstadt gezählt), wo sie am 18. Januar 1943 ein Opfer der unmenschlichen Bedingungen wird.

Das Haus Julianenburger Straße 3 wurde in den letzten Kriegstagen durch Bombenabwurf total zerstört.

Nach Kriegsende stellt der Vormund für die Enkeltochter von Rahel Rosa Wolff, Hanni Wolff, der einzigen Überlebenden der Familie, Anträge auf Entschädigung für 3 verschiedene Grundstücke und 2 Häuser, darunter auch für das Grundstück Julianenburger Straße 3, das von Deutschen Reich konfisziert worden war.

Foto der Stolpersteinverlegung (Günther Lübbers)

Recherche und Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer (Stand: 22.03.2012)
Opfergruppe: Juden
Quellen: Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158;
http://records.ancestry.com/Leo_Wolff_records.ashx?pid=13941022
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.htm
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http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/bezirk/lexikon/mommsen52.html
Literatur: Hier kann man einen Eindruck davon gewinnen, wie es Frau Wolff im Ghetto Theresienstadt ergangen ist: http://www.ghetto-theresienstadt.de/pages/a/altersheim.htm
Patenschaft: Bernd Clemenz Weber
Verlegetermin: 22. März 2012

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