Karoline Wolff, geb. Wolff

Veröffentlicht: 27. Januar 1914 von westermayer in Verlegung

Karoline Wolff - SteinKaroline WOLFF, geb. Wolff
geboren am 8. Mai 1897 in Aurich

 

 

 

Straße: Leerer Landstraße 18
Todesdatum: unbekannt, am 10.05.1942 Deportation nach Lublin
Todesort: Belzyce
Wolff, Karoline, geb. Wolff, geb. 08.05.1897 in Aurich

Karoline Wolff geb. Wolff (Foto der Kennkarte, StA Aurich)

 

 

 

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Karoline Wolff, geb. Wolff, wurde als 2. Kind von Selly Wolf und Henriette Wolff, geb. von der Walde, am 8. Mai 1897 geboren. Ihr Vater war ein in Aurich und darüber hinaus bekannter Viehhändler und Schlachter. Karoline hatte elf Geschwister, von denen nur drei den Völkermord überlebten. Für ihre Mutter und einige ihrer Geschwister wurden am 9. November 2012 Stolpersteine in Aurich in der Lilienstraße 9 verlegt.

Karoline heiratet Martin Wolff (1994-1942). Martin Wolff wurde am 24. September 1894 mit seinem Zwillingsbruder Abraham in Aurich als Kind von Wolff Abraham und Rosetta Wolff geboren. Er arbeitet im Viehhandel seines Vaters mit und führt nach dessen Tod den Betrieb weiter. Martin und Karoline Wolff haben fünf Kinder: Roesel, Hildegard, Hannelore, Wolfgang und Selly.

Im Juli 1934 zieht Martin Wolff mit seiner Familie nach Sandhorst in ein Nebengebäude von Gut  Eschen.
Der Besitzer des Gutes, Menko Dieken, hatte schon immer mit jüdischen Viehhändlern zusammengearbeitet und sieht offensichtlich auch 1934 kein Problem darin, Räume auf dem  Gut an die jüdische Familie Wolff zu vermieten.  Die Familie Wolff organisiert in den folgenden Jahren Ferienaufenthalte für jüdische Großstadtkinder aus Bremen und Berlin, die von der „Kinderlandverschickung“ der Nazis grundsätzlich ausgeschlossen sind. Dies nehmen Nazis in Aurich 1938 zum Anlass, in Zeitungsartikeln gegen „diesen skandalösen Zustand“ zu polemisieren, eine Unterschriftenliste gegen diese „Belästigung“ zu organisieren und die Schließung des „Kinderheims“ sowie die Kündigung der Familie Wolff zu erzwingen. Am 27.09.1938 müssen Martin und Karoline Wolff mit ihren Kindern Hannelore, Wolfgang und Selly Gut Eschen verlassen und ziehen nach Aurich in die Marktstraße 4.

Auf Betreiben des Kreisbauernführers Trauernicht strengt der Landesbauernführer einen Prozess zur Aberkennung der „Bauernfähigkeit“ des Menko Dieken an. Dieser Prozess geht schließlich vor das Landeserbhofgericht in Celle, zieht sich über 2 ½ Jahre hin und endet zum Glück für Menko Dieken mit der Einstellung des Verfahrens.

Am 10.10.1939 werden Martin Wolff mit Frau Karoline und Söhnen Wolfgang und Selly auf der Liste der im Kreis Aurich und Stadt Aurich gemeldeten Juden aufgeführt. Auch nach den traumatischen Erlebnissen des Terrors in der Reichspogromnacht bleibt die Familie in Aurich. Martin Wolff wird – vermutlich aufgrund seiner Kriegsverletzung  –  nicht wie die meisten jüdischen Männer nach der Pogromnacht in Sachsenhausen inhaftiert.

In der Zeit des zunehmenden Naziterrors gegen die jüdische Bevölkerung wird die Familie auseinandergerissen. Ihre beiden älteren Töchter Rösel und Hildegard können nach England bzw. Palästina auswandern. Hannelore, ihr 3. Kind, geht nach Berlin in eine jüdische Schule für Kindergärtnerinnen; die beiden Jungen Wolfgang und Sally werden nach Köln in ein jüdisches Kinderheim geschickt.

Karoline muss im Februar 1940 Aurich verlassen und zieht mit ihrem Mann und ihrer Mutter nach Weimar, zunächst in die Kaiserin Augusta Straße 57. Später wohnt sie  bei ihrer Schwester Ilse Gutmann. Ihr Mann Martin wird verhaftet, in das KZ Buchenwald verschleppt und am 23.März 1942 in Bernburg ermordet.
Als Karoline in Weimar den Deportationsbefehl erhält, reist ihre Tochter Hannelore aus Berlin zu ihrer Mutter. Am 10. Mai 1942 muss sich Karoline mit ihren Kindern Hannelore, Wolfgang und Selly  in der Viehauktionshalle von Weimar zur „Abfertigung“ einfinden – eine erniedrigende Prozedur.
Am 12.05.1942 erreicht der Zug Lublin mit 1.002 Deportierten.  Karoline lebt zunächst mit ihren Kindern im dortigen Ghetto und wird später nach Auflösung des Ghettos in Belzyce ermordet. Ein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.

Die Tochter Hannelore kann den Völkermord überleben, da sie auf Schindlers Liste gesetzt wird. Die Söhne Wolfgang und Selly werden ermordet.

Gunter Demnig mit Schülern und Lehrer Friedhelm Veith von der Berufsfachschulklasse Bautechnik der BBS Aurich II. Hans-Jürgen Westermayer verliest eine Biographie.

Das Haus Leerer Landstraße 18

Jörg Peter mit einem Foto von Wolfgang und Selly Wolff.

Verlesung weiterer Biographien

Fotos von der Stolpersteinverlegung: Günther Lübbers

Recherche und Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
(Stand 21.03.2013)
Foto:

 

– Karoline und Martin Wolff
– Gut Eschen ca. 1930
Opfergruppe: Juden
Quellen:
Literatur: Laura Hillman, „I Will Plant You a Lilac Tree: A Memoir of a Schindler’s List Survivor“ (2006). Die Übersetzung erschien im Jahre 2019 im Eckhaus Verlag Weimar unter dem Titel „Ich pflanze einen Flieder für dich“ (ISBN 978-3-945294-31-4)
Patenschaft: Prof. Dr. Helga de Wall
Verlegetermin: 21. Februar 2013
Gut Eschen 3 Foto C. Dieken 1929

Gut Eschen 1929 (Foto C. Dieken)

 

Foto: Laura Hillman, I Will Plant You a Lilac Tree (2006), S. 216

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