Elli Katz

Veröffentlicht: 26. Dezember 1914 von westermayer in Verlegung

Elli KatzElli KATZ
geboren am 29. November 1934 in Aurich

 

 

 

Straße: Marktstraße 13
Todesdatum: 21. Mai 1943 (Deportiert 18. Mai 1943 nach Sobibor)
Todesort: Sobibor
Elli Katz wurde am 29. November 1934 in Aurich geboren. Ihre Eltern sind Erna Katz geb. Wolff und Gustav Katz.
Erna Katz, geboren am 9. Februar 1909, ist das dritte von vier Kindern des Viehhändlers Karl Jonas Wolff (1874-1943) und seiner Frau Helene, geb. Goldwein (1884-1943). Auch Ernas Eltern und Geschwister werden Opfer des Völkermordes.

Am 8. März 1933 heiratet sie Gustav Katz. Er wurde am 9. November 1898 in Jesberg bei Wetzlar, damals in Hessen-Nassau, geboren. Seit 1923 ist Gustav Katz zunächst in der Markstraße 6 in Aurich gemeldet, seit 1926 in der Marktstraße 13.
Gustav Katz betreibt seit 1923 gemeinsam mit seinem Partner Abraham Glück unter dem Namen „Glück und Katz“ in der Marktstraße 13 eine Produkten- und Schrotthandelsgesellschaft, die im Einwohnerverzeichnis 1926 als „Lederhandlung“ aufgeführt ist. Seit dem 17.03.1923 ist er als Eigentümer von Haus und Grundstück Marktstraße 13 im Grundbuch eingetragen. Sein Partner, Abraham Glück (*1.05.1899), kam aus Odessa nach Aurich, heiratet am 4.12.1926 Hilda Wolff und hat zwei Kinder (Heinz *1928 und Ursula *1935). Die Familie Glück kann 1937 in die USA nach Philadelphia auswandern.

Laut Kaufvertrag geht das Eigentum an Haus und Grundstück in der Marktstraße 13 am 9. November 1938 von Gustav Katz an einen Kirchdorfer Bauunternehmer über. Nach Jahren von Drohungen und Boykott und schließlich der Reichspogromnacht ist der Verkauf vermutlich der Versuch, wenigstens noch etwas Geld zu retten. Der Kaufpreis von 10.000 Mark geht aber auf ein bereits gesperrtes Konto.

Nach dem Krieg berichtet der Bauunternehmer, dass am Tage nach der Übertragung des Hausgrundstücks (gemäß Kaufvertrag am 9.11.1938) mehrere SA-Leute in dem Hause Marktstr. 13 aufgrund der Ereignisse in der vorhergehenden sogenannten „Kristallnacht“ in das Haus eingedrungen seien. Im Zuge dieser Aktion seien Beschädigungen am Haus vorgenommen und das Warenlager (Felle, Schrott usw.) geplündert worden.

Erst am 22. Februar 1940 kommen Erna und Gustav Katz der für alle jüdischen Bürger geltenden Aufforderung zum Verlassen Ostfrieslands nach. Sie ziehen nach Berlin C2 in die Oranienburger Str. 90.

Am 27.2.43 werden in einer reichsweiten Aktion sämtliche noch in den Rüstungsbetrieben beschäftigte Juden von ihren bisherigen Arbeitsstätten entfernt. Sie sollen für den Arbeitseinsatz im Buna-Werk nach Auschwitz deportiert werden. Da Erna und Gustav Katz mit den ersten Osttransporten im Rahmen dieser „Fabrikaktion“ nach Auschwitz deportiert werden, kann angenommen werden, dass sie in Berlin in der Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leistet mussten.

Am 1. März 1943 wird Erna Katz (Lt. Transportliste: Nr. 1351) – getrennt von ihrem Mann – mit dem 31. Osttransport, zugleich dem ersten Transport im Rahmen der „Fabrikaktion“, nach Auschwitz deportiert. Ein genaues Todesdatum ist nicht feststellbar.
Von den 1736 Deportierten dieses Transportes werden nur 677 jüdische Häftlinge zum Arbeitseinsatz als „arbeitsfähig“ neu registriert. Die übrigen 1059 Männer, Frauen und Kinder werden demnach sofort ermordet.

Am 3. März 1943 wird Gustav Katz (Lt. Transportliste: Nr. 450) mit dem 33. Osttransport zusammen mit 1730 Juden nach Auschwitz deportiert. Ein genaues Todesdatum ist ebenfalls nicht feststellbar. Von den 1731 Deportierten werden nur 517 Männer und 200 Frauen für den Arbeitseinsatz selektiert, was bedeutet, dass mehr als 1000 Deportierte sofort ermordet werden.
Elli Katz, die Tochter von Gustav und Erna Katz, wird spätestens als ihre Eltern Ostfriesland in Richtung Berlin verlassen müssen im Alter von 5 Jahren, zu ihrem Onkel Wilhelm Wolff (11.06.1907-21.05.1943), einem Bruder ihrer Mutter Erna, nach Ter Apel in Holland geschickt. Ein genaues Datum ihrer Flucht nach Holland ist nicht bekannt.

Wilhelm Wolff flieht nach der Reichskristallnacht 1938 von Papenburg nach Ter Apell zu einer Familie From, die dort ein Lebensmittelgeschäft betreibt. Er arbeitet in dem Geschäft mit und wird innerhalb kurzer Zeit sehr erfolgreich. Das Geschäft beliefert einen großen Teil der nördlichen Niederlande mit Matzos, einem traditionellen jüdischen Gebäck.

Am 6. September 1939 heiratet Wilhelm Wolff die älteste Tochter des Ladenbesitzers, Jette From. Am 29.04.1941 wird ihre Tochter Johanna Selma geboren. Wilhelm Wolff wohnt weiter mit seiner Frau bei seinen Schwiegereltern in der Hoofdstraat 8 in Ter Apel. Unter dieser Adresse ist auch Elli Katz gemeldet.

Am 3.10.1942 wird Elli Katz gemeinsam mit ihrer Tante Jette Wolff und ihrer Cousine Johanna in Westerbork interniert. Am 18.05.1943 wird Elli im Alter von 8 Jahren wiederum gemeinsam mit ihren Verwandten von Westerbork aus nach Sobibor deportiert.

Der Transort nach Sobibor dauerte in der Regel etwa 3 Tage. Da Sobibor ein Vernichtungslager war, wurde Elli Katz mit dem Datum vom 21. Mai 1943 für tot erklärt.

Das Rückerstattungsverfahren für das Grundstück Markstraße 13 wird erst am 4. Juni 1953 mit einem Vergleich abgeschlossen. Der Käufer, der 1938 des Objekt erworben hat, muss 8.000,- DM an die „Jewish Trust Corporation for Germany“ zahlen.

Recherche und Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
(Stand 14.12.2013)
Foto:
Opfergruppe: Juden
Quellen:
Literatur:
Patenschaft: Gerta und Klaus Gebhardt
Verlegetermin: 14. Dezember 2013

 

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