Erna de Haas

Veröffentlicht: 13. Januar 2010 von westermayer in Verlegung

Erna de Haas
geboren am 3. September 1922 in Werlte/Hümmling

Straße: Wallstraße 28
Todesdatum: 1.10.1944
Todesort: Stutthof
Erna de Haas wurde am 3. September 1922 in Werlte am Hümmling geboren. Ihr Vater Siegmund de Haas, geboren am 7. März 1876 in Harpstedt, war seit dem 26. Februar 1914 in zweiter Ehe verheiratet mit Klara Lindemann, geboren am 12. April 1885 in Tubbergen in den Niederlanden. Aus dieser Ehe gingen neben Erna drei weitere Kinder hervor:  Rieka, am 6. Dezember 1914 geboren, David am 9. Oktober 1919 und Minna  am 29. Mai 1926.

Aus der ersten Ehe des Vaters mit Emma Frank gab es bereits fünf Kinder: Arthur (Jg. 1903), Julius (Jg. 1904), Adolf (Jg. 1907), Berta (Jg. 1909) und Carl (Jg. 1912).  Deren Mutter Emma de Haas, geb. am 18. Januar 1878, starb am 1. September 1912 in Werlte, ihr Grab ist auf dem Sögeler Friedhof.

Ernas Vater Siegmund de Haas war Handelsmann. In einem Zeitungsinserat weist er darauf hin, dass er ein Haus im Ortsteil Osterende von Werlte erworben hat. Er bietet höchste Preise für Kuh-, Kalb-, Schaf-, Ziegen- und Wildfelle und auch für Eisen und Lumpen.

Nach dem Volksschulbesuch (1928-1937) zieht Erna de Haas Ende Juli 1937 mit knapp 15 Jahren nach Aurich in die Wallstraße 28. Dort wohnt sie bei Rosalie Hoffmann, einer Kleinmöbelhändlerin (  geb. 1857 in Bochum ), die aber nur bis zum 1. Februar 1938 in der Wallstr. 28 wohnt und am 28. Juni 1939 in Aurich stirbt. Erna arbeitet als Haushaltshilfe (Berufsangabe in der Meldekarte: Stütze, Familienstand: ledig).

Am 8. Januar 1938 verlässt sie Aurich wieder und zieht in ihren Heimatort Werlte. Von dort zieht sie am 9. März nach Horstmar in Westfalen und arbeitet als Hausmädchen. Ab dem 30. August 1938 ist sie wieder in Werlte, wohnt etwas mehr als zwei Jahre lang bei einer jüdischen Landwirtsfamilie Samuel Jacobs (Hauptstraße 55 in Werlte) und ist dort beschäftigt

In Werlte haben vor 1939 sieben jüdische Familien gelebt. Ein Stammbaum der Familie de Haas wurde von Joseph Meyer erstellt. Seine Forschungen über die Situation der Juden in Werlte belegen, dass im November 1938 den Familien die Gewerbescheine entzogen wurden und die Kinder die Volks- und Mittelschule verlassen mussten. So erklärt es sich vielleicht, dass Erna de Haas seit Ende Dezember 1940 in Bielefeld lebt, aber ab Mitte Juni 1941 wieder in Werlte. Vom 24.11.1940 an befindet sich Erna (wie ihr Burder David) im Umschulungs-Lager Bielefeld, Schloßhofstraße 73 a, einem ehemaligen Gutshof. Kurz vor der Auflösung des Lagers am 5.07.1941 zieht Erna am 16.06.1941 zurück nach Werlte.

Im Dezember 1941 wird sie zusammen mit 1.030 weiteren Personen nach Riga deportiert. Auf der  Deportationsliste vom 15.12.1941 nach Riga sind 12 Mitglieder der Familie de Haas verzeichnet, Eltern, acht Kinder, Schwiegersohn und Enkeltochter. Vor der Deportation werden sie zunächst am 11.12.1941 in ein Sammellager nach Osnabrück (Schule Am Pottgraben nahe des Hauptbahnhofs) und am 13.12.1941 unter Polizeieskorte vom Sammelpunkt der Schule rund zwei Kilometer zum Hauptbahnhof Osnabrück verbracht.

Nach der Auflösung des Ghetto Riga Ende 1943 wird Erna de Haas als arbeitsfähig im KZ Kaiserwald (Riga) interniert und nach der Auflösung des KZ im Sommer 1944 per Schiff nach Stutthof deportiert. Dort kommt sie am 1. Oktober 1944 an. Damit verliert sich ihre Spur. Vermutlich kommt sie bei der großen Fleckfieber-Epidemie im Herbst 1944 in Stutthof („Flecktyphus“) um.

Ihr Bruder David hat überlebt, ist in die USA  geflohen, hat 1947 in Werlte Liesel Marx geheiratet. Der gemeinsame Sohn Siegfried wurde am 24. Oktober 1949 geboren. Sein Vater starb vermutlich 1980 in den USA.

Von den 5 Geschwistern aus der ersten Ehe des Vaters von Erna de Haas haben drei überlebt: Arthur (*12.9.1903 in Werlte; ✡ 22.6.1973 in Sögel) , Adolf (1.4.1907 in Werlte; ✡ 29.10.1979 in Werlte) und Carl (*7.3.1912 in Werlte; befreit 1945 in Theresienstadt; Carl wird nach dem Tod der Mutter adoptiert von seinem Onkel Moritz de Haas und Frau Sophie geb. van der Zijl.

Recherche: Irmtraut Schulze Rodenberg
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 12.10.2017)
Foto:
Opfergruppe: Juden
Quellen: – Staatsarchiv Aurich, Meldekarte
http://www.erinnerungsbuch-oldenburg.de
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
http://spurenimvest.de/2023/08/04/de-haas-erna/
Literatur: Dominik Meyer, Das Schicksal jüdischer Familien von Werlte in der Zeit des Nationalsozialismus,  Facharbeit
Patenschaft: Brigitte und Werner Sodeik
Verlegetermin: 3. Juli  2015

 

 

 

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