Manfred Jakob Cohen

Veröffentlicht: 24. Januar 2010 von westermayer in Verlegung

Manfred Jakob COHEN
geboren am 14. März 1930 in Aurich

Straße: Wallstraße 33
Todesdatum: Unbekannt, Deportation nach Minsk am 18.11.1941
Todesort: Minsk

Manfred Jakob Cohen letztes Foto 1940 – Foto Chana Nahari

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Manfred wird am 14.03.1930 in Aurich geboren. Er ist das dritte Kind der Eltern Jakob Moses Cohen und Hannchen geb. Wolff und hat drei weitere Geschwister: David, Minka (Mia) und Martha. Zwei weitere werden noch geboren, ein Junge vor ihm. Er stirbt am Tag der Geburt, Zilla stirbt 1939 nach 12 Tagen.

Manfred wächst in einer regen großen Familie auf, einbezogen die zahlreiche Verwandtschaft aus Onkeln und Tanten, welche fast in Rufweite wohnen.
Über allem lenkt und wacht mit gütigem Herz ihre Mutter. Viele weitere Kinder aus der enggebauten Auricher Altstadt gehen ein und aus. Er war ein Paradies. „Wir Kinder, die wir zu Besuch waren, liebten dieses Aurich (Interview mit der Nichte und Zeitzeugin Lotte Oelsner in Berlin 12. Februar 2017). Motjes Kinner sünd all dor“, hieß es wenn diese vom Haus der Wallstraße quer durch den Garten Onkel Siegfried Wolff in der Norderstraße 18 aufsuchen – und andere anderswo.
Manfred erkrankt als kleines Kind an einer schweren Gehirnhautentzündung. Diese Erkrankung war damals noch oft tödlich, da es noch kein Penicillin gab. Manfred überlebt.

Manfred Jakob Cohen Einschulung Ostern 1937 vor der jüdischen Volksschule in der Kirchstraße in Aurich – Foto Chana Nahari

Seine Eltern verarmen zusehends. Sie müssen ihr Haus in der Wallstraße 33 aufgeben und in das noch in jüdischem Besitz befindlichen Haus Zingelstr. 3 der Samson-Brüder am 6.09.1939 umziehen.
Am Tag des Novemberpogroms 1938 wird sein Vater in Aurich verhaftet mit vielen anderen am 10. November nach Sachsenhausen deportiert. Dort mus0 er bis zum 6. Dezember bleiben. Seine Mutter Hannchen ist zu dieser Zeit hochschwanger mit Zilla.

Im Februar 1940 müssen alle Juden Aurich verlassen. Manfred und seine Schwester Martha müssen in ein jüdisches Kinderheim nach Köln in der Lützowstraße 55. Ihre Eltern ziehen am 28. 4.1940 nach Bremen-Vegesack in die Alte Hafenstraße 23. Sie müssen dort Zwangsarbeit leisten und können sich um ihre Kinder nicht kümmern.

Vor Ostern 1941 schließt das o.g. Kölner Heim. Er und seine Schwester kommen in ein anderes. Zu Pessach sind sie bei den Eltern in Vegesack. Am 27.10.1941 schreibt die Mutter an ihre geflüchteten Geschwister: „Wir werden nun auch die Kinder wieder zu uns nehmen. Martha kommt aus der Schule [=Ende der achtjährigen Zeit in der jüdischen Volksschule] und Manfred soll nicht alleine in Köln bleiben [d.h. er kann keine Schule mehr besuchen].“

Am 18.11.1941 muss Manfred mit seiner Schwester und seinen Eltern in einen Zug zu einer Sammelstation nach Hamburg steigen, der anschließend nach Minsk Weißrußland fährt. Die Familie lebt im Ghetto in einem von der deutschen Besatzung abgetrennten Gebiet, welches zuvor die weißrussische Judenschaft bewohnt. Diese wird kurz vor Beginn der Deportation aus dem Reich, Mitte November, vollständig ermordet.

Am 28. Juli 1942 setzen die deutschen Besatzer erstmals mobile Vergasungsanlagen ein. Möbelwagen, in deren mit Häftlingen vollgepferchten Laderaum Auspuffgase geleitet werden. Es werden alle nichtarbeitsfähigen Lagerinsassen, das sind Manfred und seine Schwester, umgebracht.
Es ist nicht belegt, ob seine Eltern auch unter diesen Opfern sind. Aber auch alle Arbeitsfähigen erleiden bis zum 21.10.1943 ein gleiches Schicksal. Ihr Todestag ist somit nicht bestimmt. Aber in Analogie zu ähnlichen Ereignissen, kann man annehmen, dass ihr Todestag auch der ihrer Kinder ist. Von den vielen Tausend dort überlebten nur fünf.

Recherche: Jörg Peter
Eingabe: Hans Jürgen Westermayer
(Stand 24.01.2018)
Foto: Manfred Jakob Cohen 1937 (Foto Chana Nahari)
Manfred Jakob Cohen 194o (Foto Chana Nahari)
Geburtsurkunde Manfred Jakob Cohen
Opfergruppe: Juden
Quellen: – Nds. Landesarchiv Aurich, Rep 107 Nr. 1786
– Dokumente der Nachkommen
– Interviews mit Zeitzeugen.
Literatur:
Patenschaft: Familie Beninga-Arendt
Verlegetermin: 20. Oktober  2016

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