Resi Samson geb. Cohen

Veröffentlicht: 11. Dezember 1012 von Leon in Biografien

Resi SAMSON, geb. COHEN
geboren am 24. Oktober 1911 in Leer

Straße: Rudolph-Eucken-Allee 4
Todesdatum: überlebt
 
 

Resi Samson geb. Cohen

 

 

 

 

 

 

 

 

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Resi wird am 22. Oktober 1918 in Leer geboren. Resi Cohen ist das erste Kind von insgesamt fünf Geschwistern der Eltern Willy Cohen und Marie geborene Grünberg aus Jemgum.
Die Eltern wohnen in Leer zuerst in der Bremer Straße 14a. Der Vater eröffnet dort am 8.11.1912 einen Viehhandel. Im Jahre 1922 übergibt die Familie das Haus an Maries jüngsten Bruder Willy Grünberg und zieht am 1.05.1922 in die Bremer Straße 70. Dort betreibt Willy Cohen eine Zucht-, Nutzvieh- und Ferkelhandlung. Die Familie Cohen hat die niederländische Staatsangehörigkeit, denn ihr Großvater, Daniel Cohen stammt aus Oude Pekela und wandert in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts nach Ostfriesland aus. Er ist ebenfalls Viehhändler und betreibt sein Geschäft in Loga.
Die Familie Cohen kann so ohne weiteres am 15.10.1937 nach Emmen in Holland umziehen. Zuvor lernt Resi in Aurich Benni Samson kennen.
Benni flüchtet am 18.10.1938 nach Nieuw Amsterdam, einer Moorkolonistensiedlung südlich von Emmen. Resi wartet dort auf ihn. Am 1. September 1942 heiratet Resi Benni Samson. Ihre späteren Schwiegereltern Simon und Goldine Samson folgen am 25.01.39 in die Siedlung. In dieser Moorkolonie, an der Straße Zijtak Westseite Nr. 26, ist die ganze Familie, mit Ausnahme von Lotte und Johanne, durch die Hilfe eines Nachbarn vom Dommerkanaal, Hielke Bos, untergekommen.Am 3. Oktober 1942 ist es soweit. Die Deutschen durchkämmen die Häuser und stehen an der Haustür. Edith öffnet, „Wer ist dies?“ fragen sie. Die anderen „Oh das ist unser Nachbarmädchen“. Edith sieht nicht wie eine Jüdin aus. Sie wird beiseitegeschoben.Benni, der sich hinten im Garten aufhält und das Unheil vorne gewahr wird, kann seine Eltern noch warnen und auffordern das vorbereitete Versteck aufzusuchen. Die beiden Alten wollen es jedoch nicht mehr. Goldine wird mit ihrem Mann Simon nach Westerbork gebracht. Benni sieht sie nie wieder. Erst nach dem Krieg erfährt er, dass sie umgekommen sind.Resi versteckt sich mit Benni im Hühnerstall des Hauses. Abends machen sie sich im dichten Nebel nach Klazienaveen auf, zu ihrem für diesen Fall angedachten Versteck.

Vor dem Krieg hat ihr Mann Benni viel Kontakt zu einem Bauern der weiteren Nachbarschaft, Seulmann aus Klazienaveen, Derksweg 99. Dieser sagt: Wenn du nicht weißt, wohin du fliehen musst, dann kannst du hierher kommen. Keiner ahnt, dass es jemals Realität wird.

Das Versteck ist ein Torfhaufen in der Ecke eines Stalls. Ein Strohballen als Sitzplatz, ein Strohballen mit Jutesack als Tisch. Das Versteck ist so klein, dass man kaum einen Schritt machen konnte. Über das arme Häuschen wird Torf geworfen. Innen können sie gerade flüstern, husten dagegen nicht. Den Kindern der Seulmanns wird auf das Strengste verboten, auf den Torfhaufen zu steigen.

Sie können zwei Jahre und sieben Monate das Tageslicht nicht mehr richtig sehen. Abends, wenn es sicher ist, gehen sie nach draußen, um ihre Glieder zu bewegen. Denn die Hütte ist so klein, es kann nur einer stehen, der andere muss sitzen. Sie vertreiben die Zeit mit Spinnen, Lesen, Stopfen, Strohmatten machen, Nikolausgeschenke basteln. Benni spielt bei den Seulmann-Kindern den Nikolaus, Resi den Zwarten Piet – beide natürlich unerkannt.

Ihre Mutter Marie Cohen ist in dieser Zeit mit ihren Söhnen Alfred und Dago bei Frau Eringa in Emmererfscheiderveen untergetaucht.

In diesen Jahren müssen sie sich zweimal andernorts verstecken, weil ständig Nachsuchungen nach weiteren jüdischen Untergetauchten stattfinden. Sie verstecken sich bei einer anderen Unterstützerfamilie, den Nieters in Bargercompascuum, in einer noch kleineren Torfhütte. Einmal müssen sie im Freien und im Regen auf dem bloßen Boden eines Roggenfeldes ausharren. Aus einem Stück Segeltuch machen sie ein Dach. Nach sechs Wochen weicht die Gefahr und sie können in ihr altes Versteck. Benni kann abends heimlich eine Kuh im Stall melken.

Gegen Kriegsende wird es immer schlimmer, Hunger, Flöhe und Krätze überall. Eines Tages kommen abends Nachbarn auf den Hof, Benni und Resi kommen hinzu. Jeder tanzt und im Kreise aller wird die Befreiung und Errettung gefeiert. Für Resi ist es nach eigenem Bekennen die zweite Geburt..

Resis Vater Willy wird im November 1940 im besetzten Holland aufgespürt und in Scheveningen zu vier Jahren Zuchthaus und 16 000 RM Geldstrafe verurteilt, weil er 1937 Deutschland ohne Zahlung der Reichsfluchtsteuer verlassen hatte. Er verbüßt einen Teil der Strafe in den Zuchthäusern Hameln und Celle und wird am 22.05.1943 nach Auschwitz gebracht und dort ermordet.

Edith wird später von Hielke Bos in einer Ferkelkiste nach Amsterdam geschmuggelt, wo sie mit ihrem Mann Siegfried in den Untergrund abtaucht.
Benni kann in Emmen, Molenstraat 7, wieder seinen Beruf als Viehhändler aufnehmen. Ebenfalls ist er wieder Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Resi bringt drei Kinder zur Welt: Simon, Willi, Jonni. Die Familie kommt zu einigem Besitz und Wohlstand.

Ihr Mann Benni leidet an schweren Erkrankungen als Folge der langen Versteckhaft und stirbt am 16. 12. 1957.

Resi kommt häufig zu Treffen der ehemaligen jüdischen Bürger aus Leer und pflegt die Grabstellen ihrer Verwandtschaft auf den Friedhöfen in Leer und Loga.

Im Interview mit Resi Samson schreibt Johannes Diekhoff über seinen Wunsch mit dem so selbstlos helfenden holländischen Nachbarn in Verbindung zu treten:
[…] muss Abstand genommen werden. Resi Samson hat dringend gebeten, von weiteren Nachforschungen abzulassen. Ihre Begründung macht betroffen. Sie ist in dauernder ärztlicher Behandlung und vermag die physisch–psychischen Folgen der Jahre im Versteck und davor nur mit Hilfe starker Medikamente zu ertragen. Sie lebt heute noch in ständiger Angst, dass sich die für sie schrecklichen Ereignisse wiederholen könnten. Sie glaubt, besonders auch in jüngster Zeit, beunruhigende Anzeichen dafür wahrgenommen zu haben. Nähere Angaben über den holländischen Moorbauern, dem sie zu so unendlich großem Dank verpflichtet sei, möchte sie nicht preisgeben, da eine Zukunft denkbar wäre, in der jemand, der jüdische Menschen verborgen und am Leben gehalten hat, dafür mit seiner Familie büßen müsse.

Resi stirbt am 13.01.2007 und ist auf dem jüdischen Friedhof in Emmen begraben.

Gunter Demnig und ein Schüler der Berufsfachschulklasse Bautechnik der BBS Aurich II bei der Verlegung der Stolpersteine

Verlesung der Biographien durch Brigitte Weber, Elfriede Lübbers zeigt Fotos von Benni und Resi Samson, den Eltern von Willi Samson

Willi Samson aus Leusden / NL bei der Niederlegung von weißen Rosen für seine Familie, begleitet von seinem Freund Tito Wolff aus Buenos Aires

Recherche: Jörg Peter (Stand: 25.02.2014)
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
Foto:

 

 

Resi Samson geb. Cohen
Rekonstruktion der Torfhütte im Fehnmuseum Bargercompascuum
Benni, Willi, Simon und Resi Samson (1949)
Resi Samson mit Sohn Jonni und Miriam Cohen, Tochter von Drago
Friedhof EmmenFotos der Stolpersteinverlegung: Günther Lübbers
Opfergruppe: Juden
Quellen: Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158; 360; 107, 2618

Digitaal Monument Joodse Gemeenschap in Nederland; Interview Johannes Diekhoff mit Resi Samson ON 3. 11. 1981; Niederschrift der Erinnerungen der Resi Samson Cohen von Marietje Seulmann

Literatur:
Patenschaft: Brigitte Weber
Verlegetermin: 12. Juni 2012

 

Rekonstruktion der Torfhütte im Fehnmuseum Bargercompascuum

Benni, Willi, Simon und Resi Samson (1949)

Resi Samson mit Sohn Jonni und Miriam Cohen, Tochter von Drago

 

 

Die Gräber von Bennie und Resi Samson auf dem Friedhof in Emmen

 

 

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