Josef Ruben Samson

Veröffentlicht: 12. Mai 1915 von westermayer in Verlegung

Josef (Ruben) SAMSON
geboren am 17. Dezember 1900 in Aurich

 

 

 

Straße: Am Neuen Hafen 2
Todesdatum: Unbekannt, Deportation nach Auschwitz 1942
Todesort: Auschwitz
Josef Samson ist der zweite Sohn der Familie Ruben Josef Samson und Amalia geborene Simons. Sein ein Jahr älterer Bruder Iwan wohnt mit Familie in der von-Jhering-Straße 27. Josef ist Viehhändler, sein Vater Ruben Josef und dessen drei weitere Brüder sind ebenfalls Viehhändler. In einer am 16. 2. 31 ausgegebenen Legitimationskarte [zur Einhegung des gewerblichen Bettelunwesens] heißt es: Josef Samson ist berechtigt, Groß- und Kleinvieh für Ruben Samson aufzukaufen. So verlangt es die Reichsgewerbeordnung für das Wander- und Reisegewerbe. Zusätzlich ist zur persönlichen Erkennbarkeit festgehalten: Augen graublau, Körpergröße mittel.

1928 beantragt die Mutter Amalia einen Staatsangehörigkeitsausweis für ihren Sohn. Dieser will Carla Hoffmann aus dem Saarland heiraten. Das Saarland, damals noch unter französischer Verwaltung, gehört nicht zum Reichsgebiet. Das Amt befindet [zu dieser Zeit noch], dass die Eltern beide deutsch sind, … denn sie haben immer in Aurich gewohnt [sic].

Josef heiratet am 13. 4. 28 in Dillingen Carla Hoffmann. Am 3. 6. 28 zieht das junge Paar nach Aurich Am Neuen Hafen 2. Dieses Haus hat der Schwiegervater Adolf Hoffmann 1928 gekauft. Adolf Hoffmann stammt selbst aus Aurich Wallstraße 20.

Am 30. 1. 31 wird das erste und einzige Kind Sonja geboren. Die Ehe erweist sich aber nicht als glücklich. Die Mutter, Carla, ist oft außer Haus und eine Kinderpflegerin kümmert sich um Sonja.

Josef und Carla erkennen früh die Zeichen der neuen Zeit. Bereits am 13. Mai 1937 verlassen sie Aurich und ziehen nach Frankreich. Sonja selbst wird bereits ein Jahr vorher nach Luxemburg gebracht. Dort in Ringelerhof, ein Einödhof an der Nordwestgrenze, sind die Mutter der Ehefrau und ihr Bruder Ludwig ausgewandert. Josef und Carla treffen ihre Tochter erst wieder in Frankreich. Josef meldet sich als Freiwilliger zur französischen Armee und wird auch eingeschrieben.

Mit Kriegsausbruch 1939 werden beide interniert. Joseph Samson kann vor dem Verlassen des Reichs erhebliches Geldvermögen auf ein schweizer Nummernkonto transferieren. Es soll der jungen Familie das Überleben und die Emigration sichern. Leider hat die Verwandtenseite der Ehefrau sich dieses Vermögens durch den Kontozugang bemächtigt, welcher an sich für die Versorgung der vorausziehenden Sonja gedacht war.

Das Haus Am Neuen Haus 2 wird nicht im Rahmen der Arisierung verkauft, sondern geht 1940 in den Besitz der Schwiegermutter, der Witwe Hildegard Hoffmann geborene Löw über. Es wird zu einer Sammel- und Durchgangsstation vieler, ein Judenhaus also. 1943, nachdem die Besitzerin deportiert und ermordet wird, wird es nach § 3 der 11. Durchführungsverordnung zum Reichsbürgergesetz von der Oberfinanzdirektion Oldenburg vereinnahmt.

Die Familie wird mit Übernahme der Rassegesetze durch das Vichy-Régime kurzzeitig in Gurs – Südfrankreich – interniert, dann leben sie frei in Garlin, einem Dorf in der Nähe. Am 26. August 42 nimmt die französische Polizei alle in einer Razzia fest und inhaftiert sie erneut in Gurs. Am 4. September werden sie nach Rivesaltes bei Perpignan verlegt und am 16. 9. 42 mit dem Transport convoi n°33 endgültig über Drancy nach Auschwitz deportiert.

Zuvor gelingt es Carla, ihr Kind Sonja an eine Hilfsorganisation für jüdische Kinder – Œuvre de Secours aux Enfants (OSE) – abzugeben. Josef Ruben Samson ist wahrscheinlich sofort bei Ankunft in Auschwitz ermordet worden.

 

Recherche: Jörg Peter
Eingabe: Hans-Jürgen Westermayer
(Stand: 21.04.2013)
Fotos:  Hochzeitsfoto Carla Hoffmann und Josef Samson
– Josef Samson als Soldat der Französischen Armee
– Transportliste
Opfergruppe: Juden
Quellen: Staatsarchiv Aurich: Rep. 251 Nr. 15, 815 und 1158; Rep. 16/1, 5398http://www.gratz.edu/default.aspx?p=11288 … Abstrakt einer Abschrift eines Tonbandinterviews mit Sonja Samson aus fünf Audio-Kassetten, durchgeführt am 3.Juni 1985 von Nora Lewin
Literatur: Johannes Diekhoff: Die Auricher Judengemeinde, in: Aurich im Nationalsozialismus, hrsg. v. Herbert Reyer (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands, Bd. 69), 247-299;Jan Lokers: Boykott und Verdrängung der jüdischen Bevölkerung aus dem Wirtschaftsleben Ostfrieslands (1933-1938), in: Ostfriesland im Dritten Reich. Die Anfänge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Regierungsbezirk Aurich 1933-38, hrsg. v. Herbert Reyer, Aurich 1999, S. 63-82.
Patenschaft: Rolf von der Recke
Verlegetermin: 22. März 2012

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Carla Hoffman & Joseph Samson wed

Hochzeitsfoto Carla Hoffmann und Josef Samson

Joseph Samson, French Army

Josef Samson als Soldat der Französischen Armee

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Transportliste

Foto von der Stolpersteinverlegung am 22. März 2012(Günther Lübbers)

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